Die Gründungszeit

 

Wir schreiben das Jahr 1907. In Kalkum wurde von der Möglichkeit einer Vereinsgründung reichlich Gebrauch gemacht. Der MGV Rheingold hatte schon erste Erfolge gefeiert, als 2 Mitglieder dieses Gesangsvereins mit dem Flötenspiel begannen. Leider sind die Namen dieser beiden Kalkumer nicht mehr festzustellen, wir wissen auch nicht, ob das Flötensiel zum ersten Mal im Ober- oder Unterdorf oder gar im alten Zeppenheim erklang. Wir wissen nur, dass dadurch der Anstoß zur Gründung des Tambourcorps gegeben wurde.

Die Freiwillige Feuerwehr unter der Leitung des damaligen Brandmeisters Freemann – im Dorf allgemein bekannt als der „Freemann Baas“ – diskutierte dieses Flötenspiel recht eifrig. Man war auf den Gedanken gekommen, das Kalkumer Vereinsleben um einen Verein zu vergrößern und beschloss die Gründung des „Tambourcorps“.

Lassen Sie uns in Gedanken einmal die damalige Zeit erleben und uns vorstellen, mit welchem Eifer hier diskutiert und geplant wurde. Es scheint, dass die Aussprachen nicht allzu trocken hergingen, denn es muss wohl Erbanlage sein, dass, so oft auch Spielleute wechselten – sie immer einem kräftigen Männertrunk zugetan blieben. Mag es sein wie es wollte, man kam zu einem Erfolg.

Der Feuerwehrmann Wilhelm von Gaalen nahm als erster den Tambourstock recht kräftig in die Hand und begann mit den Feuerwehrkameraden Anton Blomenkamp als Tambour, Willi Haak als Tambour, Jakob van Gaalen als Hornist, Wilhelm Gräfer als Hornist und Anton Gröber als Hornist die ersten Märsche eifrigst zu proben.

Schon nach kurzer Zeit erklangen die Märsche Torgauer, Preußens Gloria, ja sogar der Parademarsch war schon bald gut gekannt. Noch sah man das junge Corps in der Uniform der freiwilligen Feuerwehr, aber schon bald wurden neue Uniformen angeschafft. In der Uniform der Hubertusschützen bespielte das Tambourcorps „Frisch Auf“ zum ersten Mal offiziell das Schützenfest in Kalkum. Das junge Corps muss gefallen haben, denn es folgten Verpflichtungen nach Kettwig, Werden, Uerdingen und nicht zuletzt zum Kriegerverein nach Kaiserswerth. Die Alten lächelten verschmitzt, wenn man sie  nach Ihren ersten Erfolgen befragte und man fühlte es richtig, wie gerne sie an diese Zeit zurückdenken. So erzählt man heute noch mit einem stillen Schmunzeln davon, dass Willi Haak sen. des Öfteren zum allgemeinen Wecken an Schützenfesten einmal selbst unsanft aus seinem Schlummer geweckt werden musste. Man hatte hier eine ganz besondere Methode – es wurde einfach eine Leiter an das Schlafzimmerfenster gestellt und so wurde er auf diese Weise ins Freie befördert. Man könnte von diesen Begebenheiten noch eine recht große Anzahl aufzählen.

 

Es ging also munter voran bei unseren Spielleuten und Wilhelm von Gaalen schritt munter voran bis in das Jahr 1920 hinein. Zwischenzeitlich war das Corps in die St. Seb. Bruderschaft eingetreten, als im Jahr 1920 Ludwig Abels – kurz Abels Wickes genannt – den Tambourstock übernahm. Köstlich war hier die Begebenheit, als der Wickes, von einem Spiel aus Ratingen heimkehrend, mit nackten Füßen, seine Schuhe am Koppel baumelnd dem Corps voranmarschierte.

Gern erinnern sich die Alten auch ihres langjährigen Vorsitzenden Johann Bergs und ihres Freundes und Gönners Heinrich Kreutzer vom Kleianshof, welche es oft bis spät in die Nacht im Vereinlokal aushielten, um die Rückkehr der Spielleute vom Spiel abzuwarten.

Das Corps war zwischenzeitlich schon mächtig angewachsen, als auf der Mitgliederversammlung des Jahres 1920 der Paukenschläger Ernst Kimpenhaus zum neuen Batailloner gewählt wurde und das Corps bis zum Kriegsausbruch im Jahr 1939 führte.

 

Die Nachkriegszeit

In den wirren Kriegsjahren verstummte das Trommel- und Pfeifenspiel und die meisten vertauschten die ihr liebgewordene Spielmannsuniform mit dem grauen Soldatenrock. Auch das Corps blieb nicht ungeschoren. Einige fielen irgendwo im Feindesland, andere verstarben in der Heimat. Bei Kriegsschluss sah die Bilanz sehr traurig aus. Die Instrumente waren zunächst nicht wieder aufzufinden und alles schien trostlos. Trotzdem wurde 1947 in einer vom damaligen Brudermeister Franzen einberufenen Versammlung im Cafe Schwarzbach der Wiederaufbau des Corps beschlossen und man fand in Konrad Neuß einen eifrigen Batailloner.

Die ersten offiziellen Proben fanden im März 1948 unter der Leitung des Ausbilders Peter Horn statt. Bereits zum Schützenfest im selben Jahr konnte wieder frisch aufgespielt werden. Als der Gesundheitszustand des kleinen aber zähen Batailloners nicht mehr der beste war, wurde der Stock wieder von Ernst Kimpenhaus übernommen. Der schon an Erfahrung reiche Batailloner führte das Corps weiter im Sinne der Bruderschaft und nach deren Grundsätzen – Glaube, Sitte, Heimat.

 

 

Das Corps, wie es sich nach dem Krieg entwickelte, setzt sich ausschließlich aus jungen Spielleuten zusammen und entwickelte sich in den 50er Jahren zu dem Tambourcorps, von dem auch heute noch gesprochen wird. Unter der musikalischen Leitung der externen Lehrmeister Peter Horn (bis zu seinem Tod 1950) und Karl 'Pap' Mentzen sowie der Batailloner Paul Haak und Bernhard Buchen (ab 1957) wurden unzählige Trophäen und Ehrungen bei Wettbewerben errungen.

 

Das Corps wurde verpflichtet nach Neuenrade, Schwelm, Uerdingen und Gerolstein, sie spielten beim großen Neusser Schützenfest auf. 1952 wurde dann das erste Mal auf dem großen Schützenfest in Düsseldorf gespielt. Im Jahr 1953 waren es dann schon 20 Auftritte im Jahr.Das 50.-jährige Jubiläum des Corps wurde im Übrigen nicht 1957, wie man vermuten würde, sondern 1956 gefeiert. Am 20. und 21. Mai  wurden nicht weniger als 15 Tambourcorps aus der Umgebung zum 50. Stiftungsfest eingeladen. Auch die Freunde von der Rochuskompanie aus Hamm waren erstmals in Kalkum zu Gast.

Nach dem Tod von Karl Mentzen übernahm Köbes Zimmermann aus Ratingen die Rolle des Lehrmeisters.

 

Nach einem Jahrzehnt des Erfolges brach der Verein 1962 aufgrund hausinterner Querelen auseinander. Ein harter Kern von 10 Spielleuten hielt jedoch die Treue und so konnte das Schützenfest in Kalkum doch noch bespielt werden, - wenn auch nur als 2. Corps!

1965 wurde das Jugendtambourcorps gegründet. Der erste Auftritt war beim St. Martins-Fest in Kalkum. Dieser Brauch wird bis heute praktiziert: junge Spielleute dürfen zu St. Martin das erste Mal mitspielen.

Anfang der 70er Jahre wurde das Jugendtambourcorps eingegliedert, so dass der Bestand des Tambourcorps vorerst gesichert war. Dem Trend der Zeit folgend hielten sich jedoch nur wenige Spielleute, so dass erneut magere Jahre überstanden werden mussten. Als auch noch der Batailloner Bernhard Buchen Ende `76 seinen Austritt verkündetet, war an einen normalen Spielbetrieb nicht mehr zu denken. 1977 wurden dann auch nur drei Schützenfeste bespielt.

 

Vor allem dem unermüdlichen Einsatz des langjährigen 1. Vorsitzenden Lothar Boddem  (1967-1992) und dem 1. Tambourmajor Herbert Jakobs (seit 1977, + 14.03.2018) ist es zu verdanken, dass der Verein diese schweren Zeiten überstehen konnte.

Lothar

Herbert

Michael

Günter

Unter der musikalischen Leitung von Günter Fußbahn (1985-2000) erlebte der Verein einen rasanten Aufschwung. Komplette Kalkumer Jahrgänge wurden aktiviert, teils – zum Unmut der anderen Kompanien- abgeworben und auf hohem Niveau ausgebildet. Von dieser Zeit zehrt der Verein auch heute noch. Diesen Aufschwung auch im neuen Jahrtausend aufrechtzuerhalten, hat sich die derzeitige Führungsregie unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Michael Hermes (seit 1992) auf die Fahnen geschrieben. Der heutige Verein besteht aus 40 aktiven Spielleuten, in einer generationsüberschreitenden Mischung - vom Grundschüler bis zum Rentner -, die in der heutigen schnelllebigen Zeit seines gleichen sucht. So ergänzen sich jahrzehntelange Erfahrung und Routine älterer Spielleute, sowie Neugierde und Lernbereitschaft jüngerer Spielleute.

Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle Heinz v.d. Heiden, ein „Gründervater“ von 1947, der 61 Jahre lang, bis 2008  - wenn auch mit Unterbrechung - immer noch aktiv dabei war. 2009 musste er seine Trommel aus gesundheitlichen Gründen leider an den Nagel hängen.

 

 

 

Rechts, das ist unser berühmter Heinz.
Links der eher unbekannte Schlagersänger Guildo Horn.

Unterstützt wird der aktive Part von über 30 passiven Mitgliedern.

Nicht zuletzt durch die Teilnahme an der berühmten deutsch-amerikanischen Steuben-Parade in New York im September 1993 ist das Tambourcorps weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus bekannt. Der bedeutendste Auftritt der Vereinsgeschichte folgte jedoch im Oktober 1998, als das Tambourcorps einer Einladung zum größten Oktoberfest außerhalb von Deutschlands nach Kitchener/Ontario folgte, um dort an der berühmtesten Oktoberfestparade von Kanada teilzunehmen. Weitere 5 Jahre später, im Oktober 2003, folgte die Teilnahme am großen Internationalen Musikfestival in Salou in Spanien.

Neben dem immer korrekten Auftreten hat sich das Corps durch das umfangreiche musikalische Repertoire, insbesondere durch die Kombination von klassischen Märschen und anspruchsvollen Stücken aus dem amerikanischen und englischen Raum einen Namen gemacht.